Einen Monat nach der Mordnacht vom 14. Juli sind jetzt Muslimas die Opfer von Nizza. Durch soziale Netzwerke und Feuilleton geisterte ein Video, das französische Polizisten dabei zeigen soll, eine Frau am Strand von Nizza zum Ausziehen ihrer schariakonformen Badebekleidung zu zwingen. Es hat nicht lange gedauert, bis sich aufgrund dieses Vorfalls die Emotionen der Berufsantirassisten auch hierzulande überschlugen.

Die totale Verblödung

Wie unmittelbar erfahrbar das Zusammenfallen von Islamisierung, Beleidigtsein und Selbstverblödung ist, lässt sich dabei ganz besonders einem Video absehen, das die Tageszeitung Neues Deutschland auf ihrer Facebookpräsenz zur Schau gestellt hat. Schon die Untertitel: „Polizisten nötigen in Nizza eine Frau ihren Burkini auszuziehen. In Berlin wurde hingegen gefeiert. Eine Beachparty gegen Rassismus“1 entlarven das journalistische Machwerk als islamophiles Propagandastück.

Im blasierten Überlegenheitsduktus sekundiert die sozialistische Schmierenjournaille dem obersten französische Verwaltungsgericht, das das Verbot des ‚Burkini‘ genannten Schwimmanzugs aufgehoben hatte, und vermeldet: „Das wussten Berliner Feminist*innen gestern schon.“2 Um sodann die islamische Frauenunterdrückung in bekannter antisexistischer Selbstbefriedigung zu verklären, wurde eine besonders dümmliche Vertreterin vom Berliner Antirassismusbasar zum Interview herangezogen:

„Ich fürchte, dass Islamfeindlichkeit hinter dem Verbot steckt, weil es sind nicht nur muslimische Frauen die bedeckt am Strand rumlaufen. Das machen auch Surfer. Das macht in Australien jeder. Es gehört in einigen Ländern dazu, weil der UV-Schutz es einfordert. (…) Es ist nicht gegen andere gerichtet, die aus Motorsportgründen bedeckte Kleidung tragen. (…) Sondern nur gegen die muslimische Frau und dahinter steckt Islamfeindlichkeit.“3

Hier wird deutlich, wie weit das geistige Elend solcher Leute gediehen ist. Das, was wohl eine Argumentation sein soll, ist selbst für antisexistische Verhältnisse so strunzdumm, dass es, wenn man auf Psychoanalyse verzichten möchte, einigermaßen wohlwollend überhaupt nur damit erklärt werden kann, dass den Berliner Antirassistinnen aufgrund der schariakonformen Badebekleidung mittlerweile vollends die Rübe durchgebrannt ist.

Abgesehen von der Offenkundigkeit, dass all die Gegenbeispiele, die Aischa G. hier zusammenstammelt, nichts Geschlechtsapartes haben, müsste eigentlich auch dem letzten verzweifelten ND-Abonnenten klar sein, dass es einen mehr als partiellen Unterschied von Hautkrebsvorsorge, Surfanzug und Motorsportbekleidung zu einem religiösen Verschleierungsgebot gibt, das Frauen per se zu einem permanenten Objekt der Sünde (de-)sexualisiert. Wegen vermeintlicher Angst vor satanisch verführten hysterischen Männerhorden, zur Bewahrung der eigenen Reinheit und zu Ehren der gesamten Sippschaft soll die Frau in sämtlichen Öffenlichkeitssphären in einem Zelt aus Stoff gefangen sein, das sie nicht nur ihrer Freiheit beraubt, sondern ihre Individualität vollends ausradiert.

Bevor das Video in einem pathetischen Klavieroutro endet, folgen noch zwei weitere Kurzstatements teilverschleierter Demonstrantinnen, in denen verlautbart wird, dass es absurd sei, im 21. Jahrhundert nicht jeden so schwimmen gehen zu lassen, wie er oder sie möchte, was gefälligst auch für einen „in der Religion möglichen Badeanzug“ 4 zu gelten habe. Könnte man vermuten, dass dieser ignorant radebrechende Antifeminismus vornehmlich auf den Mangel geistigen Urteilsvermögens zurückzuführen wäre, den das allgegenwärtige Lob der Differenz bereitet, verhält es sich in Wahrheit schlimmer. Nicht etwa ist hier bloß die Kraft zur Reflexion auf den symbolischen Inhalt misogyner Kluften abhanden gekommen, sondern werden ganz ähnliche halbbewusste Bedürfnisse wie bei der islamischen Moralkontrolle verfolgt. Wenig überraschend folgt den kulturrelativistischen Aussagen ein spontaner Hetzanfall, der nicht zufällig an das lynchjustizielle Herrschaftskonzept ‚Definitionsmacht‘ erinnert: prompt wird ungeniert die Straffantasie nach einer „Verfolgungstour“ „für gaffende Männer am Strand“ geäußert, was bekanntlich zum guten antisexistischen Ton gehört und die Schnittebene von antisexistischen und islamischen Sittenwächtern offenbart.

Von der Alluha-Akbar-HJ und den islamkulturell verdorbenen Vergewaltigern in europäischen Badeanstalten will man dagegen als bekennender Antisexist ebenso wenig wissen wie von der immer strikteren alltäglichen Sittlichkeitskontrolle in den bislang wenigstens noch teilweise säkularen Räumen der europäischen Urlaubsperipherie in der arabischen Welt – wo wie auch hierzulande nicht etwa in erster Linie westliche Feministinnen von der übergriffigen Sexualmoral betroffen sind, sondern vornehmlich die als muslimisch kulturalisierte Eigengruppe. Die dortigen selbsternannten Sittenwächer sind ebenso Frontmänner der Selbstethnifizierung des allgegenwärtigen ‚Multirassismus‘ (Pohrt) wie hiesige Critical-Whiteness-Adeptinnen und Ehrenjungmänner im öffentlichen Raum.5 Trotz dieser Zustände kann den westlichen Verteidigern des islamischen Zwangskorsetts regelmäßig nichts besser in ihren tristen Alltag passen, als Lustgewinn aus einer imaginierten Solidarität mit Unterdrückten zu ziehen, denen man in Wahrheit in den Rücken fällt, und so der allgemeinen Kapitulation vor Islamismus und Alltagsislam assistiert. Schamlos wird diese Selbstbezüglichkeit in einen feministischen Akt umgelogen und der auch in Europa für viele Frauen Alltag gewordene Zwang zur Unterwerfung unter das islamische Patriarchat scheinargumentativ zu einer Verteidigung von Kultur und Selbstbestimmung verklärt.

Selbst die Reflexion ganz banaler Fragen wird in diesem gesamtgesellschaftlichen Klima unmöglich gemacht: Wie sollte man es mit einer Religion halten, die Weiblichkeit mit einem Bann versieht und Frauen in aller Regel bis auf Hände und Gesicht bedeckt sehen will, bekanntlich nicht bloß am Strand? Und was ist von einer Religion zu halten, die einen bei Missachtung des umfangreichen Zwangskatalogs, der wiederum nicht bloß Bekleidungsvorschriften vorgibt, sondern den ganzen Tagesrhythmus verregelt und dabei alle Lebensentscheidungen umfasst, zum Ungläubigen erklärt, der in der Hölle schmoren werde? Und am wichtigsten: Durch welche gesellschaftlichen und staatlichen Interventionen wirkt man der allgemeinen islamischen Regression am besten entgegen?

Statt nur einmal über derartige gar nicht schwierigen Grundsatzfragen zu diskutieren, hat sich die nicht bloß links zu nennende islamophile Hetzmasse in der Kommentarspalte des Videos erwartbar in dummdreister Empörung, spontaner Parteiergreifung und obligatorischer Warnung vor einem Rückfall in den (diesmal antimuslimischen) Faschismus gegenseitig überboten.

Man stelle sich vor, der Heilige Stuhl verabschiedete einen Erlass zur Verschleierung mit der Begründung, nur so könnten Frauen und Männer im Zaum gehalten werden und die Familie weiter über ihre Ehre verfügen. Der schier fassungslose Aufschrei darüber wäre berechtigterweise bis nach Mekka zu hören. Wo aber jeder Durchschnitts-Imam die Sexualmoral vorbürgerlicher Patriarchen verbreiten darf, bleibt es so lange still unter linken Stammesromantikern, bis der übliche Nestbeschmutzungsvorwurf auf ‚antimuslimische Rassisten‘ getätigt werden kann.

Dass es den linken Antisexisten dabei nicht um Kritik, sondern um Demagogie geht, zeigt allein schon das ewige Argument vermeintlicher Freiwilligkeit der zahlreichen Verschleierungsabstufungen von Hidjab bis Burka bzw. ‚Burkini‘. Zum einen trifft das auf einen Großteil der Trägerinnen schlichtweg nicht zu.
Zum anderen ist die Tatsache, dass der misogyn desexualisierende Schleier auch von vielen Trägerinnen als normal angesehen und freiwillig nach außen getragen wird, ebenfalls von jener phallozentrischen Subjektivität gekennzeichnet, die sich überhaupt bloß misogyn begründen kann. Das wird nicht zuletzt dort deutlich, wo auch Frauen die islam-patriarchale Hackordnung eigeninitiativ reproduzieren und in der je unterschiedlichen Erziehung von muslimischen Jungs und Mädchen eine schädliche und gefährliche Schamkultur aufrechterhalten.

Verbandsoffizielle Schariapolizei

Die kollektive Verblödung ist allerdings längst nicht bloß der Avantgarde des opportunistischen Links-Ossitums in Printformat und seiner geistigen Verzonung vorbehalten. Die islamophile Einfühlungsgabe zieht sich durch die gesamte Mehrheitsöffentlichkeit; so erkennt Anna Kyrieleis vom RBB in der Tagesschau die Diffamierung einer ganzen Religion – als wäre Satire und Diffamierung nicht der einzig sinnvolle Umgang mit religiösen Zumutungen. Das Inbetrachtziehen des eigentlich ganz naheliegenden Gedankens, dass manch eine Religion eben doch um einiges dümmer und gefährlicher sein könnte als manch eine andere, kann von einer Journalistin des öffentlich-rechtlichen Fernsehens offenbar nicht erwartet werden.

Kyrieleis sagt: „Seit wann stört es, wenn jemand zu viel im Wasser anhat? Mich stört eher das Gegenteil, aber auch das möcht ich nicht verboten wissen. (…) Darf man noch in Anziehsachen am Strand spazieren gehen oder gilt dann Badebekleidungszwang wie im Saunaclub?“ 6

Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, hätte es nicht treffender formulieren können. Sein berufsbeleidigtes Statement zum Burka-Verbot wartete neben der obligatorischen Warnung vor antimuslimischem Rassismus mit einer Liste der größten gesellschaftlichen Probleme in Deutschland auf. Nicht etwa über „das Stück Stoff“, sondern über Kindesmissbrauch, Vergewaltigung, Kinderpornografie, geschiedene Ehen und Prostitution – „400.000 Prosituierte – Dunkelziffer wesentlich höher und 1-1,2 mio. tägliche Freier“ – müsse man laut dem selbsternannten Vertreter aller Muslime in Deutschland reden, der dazu eigenhändig eine Statistik zusammenschmierte, die jeder Schariapolizei alle Ehre gemacht hätte. Angesichts der zahlreichen Zwangsheiraten und zunehmenden Kinderehen auch in hiesigen islamischen Milieus liegt die typische Abspaltungsleistung verfolgender Unschuld, wie sie beim Thema Kindesmissbrauch so üblich ist, beim islamischen Sittenwächter Mazyek ganz offen zu Tage. 7

Auch Anna Kyrieleis möchte die „beschämenden Szenen aus Frankreich“ – die sich erwartbar längst als Falschdarstellung entpuppt haben – 8 hierzulande nicht sehen. Stattdessen pocht sie im Kreuzberger Sozialarbeiterjargon – gegen den selbst noch das floskelhafte Beharren von ‚keiner Toleranz der Intoleranz‘ hochzuhalten wäre – auf die Stärkung des Miteinanders, auf den Abbau angeblicher Ressentiments, auf die Auflockerung zwischenmenschlicher Barrieren und Verbotsverzicht. „Uns muss daran gelegen sein, die moderaten Stimmen zu fördern“ 9, womit nur liberale gläubige Muslime sowie Exmuslime, teilsäkulare oder nichtgläubige Nennmuslime gemeint sein können, die mit dem Mehrheitsislam wenig, kaum etwas oder gar nichts zu tun haben.
Gerade sie haben allerdings nicht nur im kulturbesessenen Deutschland damit zu kämpfen, aufgrund ihrer (vermeintlichen) Herkunft von allen Seiten in den islamischen Kulturkreis eingemeinschaftet zu werden und womöglich noch als Beispiele für einen liberalen Mehrheitsislam herhalten zu müssen, den es nicht gibt und wohl überhaupt nur geben kann, wenn die islamische Tradition ordentlich geschröpft würde.

Solidarität mit wem?

Alle, die auch ansonsten von Familienehre und islamkultureller Sittlichkeit nichts wissen wollen, werden sowohl von ethnopluralen Ausländerpädagogen als auch von multikulturellen Antirassisten seit jeher geflissentlich im Stich gelassen. So versuchte man Hamed Abdel Samad, gegen den in Ägypten unter Mursi eine Todesfatwa ausgesprochen wurde und der sich fortan nirgends mehr unbeschwert bewegen kann, in die AfD-Ecke zu stellen. Der liberal-muslimische Religionspädagoge, Islamwissenschaftler und Soziologe Mouhanad Khorchide, der vor einigen Jahren in einem öffentlichen Schlagabtausch mit Abdel Samad die These von der eigentlichen Friedfertigkeit des Islams vertrat, braucht mittlerweile selbst Polizeischutz. Man ist nicht zynisch, wenn man offen ausspricht, dass der Hass, der ihm von Seiten der ‚konservativen‘ Islamverbände entgegenschlägt, weil er es wagte, von einem Islam der Barmherzigkeit zu sprechen, einen Vorgeschmack auf den schweren Stand seines Unterfangens gibt, seine voraussetzungsreiche Koranexegese bis in die afghanischen Bergdörfer zu tragen – war doch das depotenzierende Zurückdrängen des Glaubens ins Private und seine Liberalisierung seit jeher in erster Linie Ergebnis von politischer Säkularisierung und nicht innerreligiöser Reformbewegungen.

Insbesondere auch der israelisch-arabische Psychologe Ahmad Mansour – steht unter Polizeischutz –, Mitbegründer des liberal-säkularen Muslimischen Forum Deutschlands, das leider noch deutlich weniger gläubige Muslime als die angenommenen 15 Prozent des Zentralrats repräsentieren dürfte, interveniert regelmäßig in der Öffentlichkeit mit lesenswerten Artikeln über islamische Sexualmoral, islamische Kritikunfähigkeit durch Buchstabenglauben und Ehrenbann sowie als einer der wenigen zum virulenten Antisemitismus in muslimischen Communities. Auf Solidarität der Mehrheitsöffentlichkeit kann er ebensowenig zählen wie die Vorsitzende des Zentralrats der Exmuslime Mina Ahadi – scharfe Kritikerin des politischen Islams und unter ständiger Bedrohung lebend – sowie der Mediziner, Politikwissenschaftler und Soziologie Mimoun Azizi, der ebenfalls ein vehementer Kritiker der bundesdeutschen Kooperation mit ‚konservativen‘ islamischen Dachverbänden wie Ditib ist.

„Die muslimischen Gemeinden müssen sich endlich mehr um die Aufklärung in den eigenen Reihen kümmern und offensiv eine demokratische Sozialisation ihrer Gemeindemitglieder fördern. Ich lehne die dogmatisch und nationalistisch bzw. islamistisch ausgerichteten islamischen Dachverbände ab und kritisiere die deutsche Bundesregierung für ihre Kooperation mit eben diesen Verbänden scharf.“ 10 Auch für den Zentralrat der Muslime hat Azizi keine positiven Worte übrig und bezeichnet ihn richtigerweise in einem Posting als verlängerten Arm der Moslembruderschaft in Deutschland.

Die überbordende Schamlosigkeit, mit der die Islam-Märchen in Medienerzeugnissen von Neues Deutschland bis Tagesschau kolportiert werden, wo man partout von Islamkritik nichts wissen will, ist exemplarisch für das schon lange milieuübergreifend und stetig mit aggressiver Vehemenz nach außen getragene Menschenrecht auf Beleidigtsein und Kulturschutz. Kaum kann da überraschen, dass die postnazistische Multikulti-Gesellschaft für queere Muslime wie vor allem auch Muslima insgesamt, die sich ihre Lebensgefährten und -gefährtinnen selbst wählen und ein von der Sippe befreites Leben ohne Angst um sich und ihre Partner vor Ehrenmord und Zwangsheirat führen wollen, keine Solidarität übrig hat, obwohl es in den letzten fünf Jahren, Dunkelziffer nicht berücksichtigt, deutlich über hundert solcher Morde in Deutschland gegeben hat. Das bedeutet im Klartext, dass jährlich mindestens dreimal so viele Menschen der Zementierung islamischer Geschlechterverhältnisse und islamischer Sexualmoral zum Opfer fallen wie den NSU-Morden insgesamt. Während aber der NSU vollkommen zu Recht und die Deppentruppe von der AfD in bekannter inhaltsleerer Form vollkommen zu Unrecht in der gesamten Öffentlichkeit und von Knalltüten der Populärkultur wie Jennifer Rostock permanent thematisiert werden und man sich dabei nicht entblödet die AfD, die man mit der eigenen lügenreichen Reklame bloß beständig stärker macht, infamerweise in die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland zu rücken, kommen Ehrenmorde praktisch nicht vor.

Menschenrecht auf Beleidigtsein als deutsch-islamischer Evergreen

Dass bei alldem Deutschland als Land der Diskriminierten, Benachteiligten und Berufsbeleidigten gelten kann, ging jüngst aus einer repräsentativen Studie hervor. Laut der im Sommer 2016 erschienenen Umfrage fühlt sich jeder dritte Deutsche diskriminiert. Interessant ist, dass Diskriminierungen aufgrund von Rassismus, geistiger wie körperlicher Beeinträchtigungen und der sexuellen Orientierung die hinteren drei Plätze belegen, während solche aufgrund von Alter, Geschlecht und Religion bzw. Weltanschauung die ersten drei Plätze belegen. 11 Wo nicht mehr zwischen biologisierendem Rassismus, Behinderten- und Schwulenfeindlichkeit auf der einen und Religionskritik, ‚ageism‘ und nicht näher spezifizierter Diskriminierung aufgrund des Geschlechts auf der anderen Seite unterschieden werden kann und alles zu einem großen postmodernen Diskriminierungsbrei verrührt wird, trifft sich moralaggressives Dauerbeleidigtsein islamischer wie postnazistischer Prägung zum deutsch-islamischen Evergreen – zur Kritik ewig unfähig.

Die Propagandatechnik, die die Empörungswelle der Bilder zur angeblich erzwungenen Entkleidung der muslimischen Frau durch französische Polizisten hervorgerufen hat, gleicht der Lügenroutine Pallywoods. Der Eifer, den deutsche Antifeministen betreiben, um sich für den Islam ins Zeug zu legen, gleicht dem wieder gut gewordenen Impetus Christian Zimmermanns, der „gerade als Deutscher“ für die palästinensische Olympiamannschaft angetreten war.12

Die Betonköpfe vom Neuen Deutschland und die engagiert konstruktive Journalistin der Tagesschau sehen im Verbot des Scharia-Schwimmanzugs deswegen keine denkbare autoritäre Maßnahme zur Abwehr des Islamismus, sondern die bloße Beleidigung und Diskriminierung einer religiösen Identität, weil die dauerprekäre und mit großem Aufwand zusammengehaltene Bedürfnisstruktur islamischer Subjekte der ihrigen so nahe kommt. Weit stärker als jede Burka droht die mit dem Islam trefflich kompatible Geisteshaltung der deutschen Mehrheitsgesellschaft das wacklige Fundament einer Ordnung zu erodieren, die immerhin ihrem uneingelösten Anspruch nach vereinzelt und selten genug auf so etwas wie Menschheit und Würde verweist und dies nicht schon im Vorhinein erklärtermaßen zum rücksichtsvoll rücksichtslosen Respekt zwischen den Geschlechtern und Kulturen verdirbt. Die Begeisterung für den ‚Burkini‘, die in zahlreichen Witzen und Hassanfällen zum Ausdruck gebrachte Verachtung für die französische Polizei auf Basis falscher Behauptungen, das Erklären einer bis dato allzumeist scheußlichen Religion wie dem Islam zum eigentlichen Opfer laufen auf nichts weiter hinaus, als den Terroranschlag von Nizza zu verdrängen, und seine wie alle weiteren ungezählten Opfer islamischer Alltagsgewalt und jihadistischer Mordlust zum Verschwinden zu bringen.